HolidayCheck geht bei seiner Aktion „Gemeinsam gegen Fälscher“ weiter. Im vergangenen November erst hatte das Portal für Aufsehen gesorgt, als es das Manipulationssiegel einführte. Nun soll ein so genannter „Meldebutton“ helfen, gefälschte Bewertungen zu identifizieren. Das Prinzip ist einfach: Meint man einen gefälschten Beitrag identifizert zu haben, braucht man einfach nur den Meldebutton zu drücken. Es öffnet sich danach ein Formular, in dem man ankreuzen kann weshalb man denkt, dass die Bewertung gefälscht sei. Optional hinterlässt man eine Nachricht und sendet diese zu HolidayCheck. Diese „Bewertung der Bewertung“ ähnelt stark einem Mechanismus, den man bereits seit einiger Zeit bei den Google Places Erfahrungsberichten sehen kann. Hier kann jedoch einfach die Frage „Fanden Sie diesen Erfahrungsbericht nützlich“ beantwortet werden. So entwickelt sich ein Ranking der Bewertungen; gestaffelt nach deren Relevanz. Ein automatisierter Prozess also, der für Google nur all zu charakteristisch ist.
Für HolidayCheck sind die Bewertungen jedoch der Kern des Geschäftsmodells. Fällt die Qualität der Bewertungen, dann wirkt sich dies direkt auf die Reputation von HolidayCheck aus. Mit der Folge, dass das Portal sowohl für Gäste als auch für Hoteliers uninteressant werden kann. Im Blog von HolidayCheck wird auch die Problematik der öffentlichen Bewertungsmöglichkeit thematisiert. Denn im Gegensatz zu anderen Bewertungsportalen, wo ausschließlich Gäste bewerten dürfen, kann dies bei HolidayCheck jeder tun. Dies ist auf der einen Seite für HolidayCheck förderlich, da so mehr Bewertungen (und damit Content) generiert werden. Auf der anderen Seite öffnet es natürlich auch Missbrauch Tür und Tor. Daher betreibt HolidayCheck offensichtlich erheblichen Aufwand, um die Richtigkeit der Bewertungen garantieren zu können.
Die Auswahloptionen des Formularfeldes sind sehr direkt auf den typischen Missbrauch ausgerichtet. Genau wie bei dem Manipulationssiegel auch, wird hier die Fälschung von Bewertungen offen angesprochen. Ich bin bezüglich dieser Kategorien jedoch etwas skeptisch. Denn wer kann denn tatsächlich einschätzen, ob eine Bewertung „von Konkurrenten“ geschrieben wurde? Der eingeschlagene Weg ist dennoch gut um zu kommunizieren, dass HolidayCheck offensiv gegen falsche Bewertungen vorgeht. Dies wird den Effekt haben, dass viele Hoteliers und Agenturen sich das (ohnehin unsinnige) schreiben von falschen Bewertungen nicht mehr trauen werden. Ob die Maßnahmen falsche Bewertungen auch nachhaltig aufdecken, wird sich erst zeigen müssen.
Ein ganz anderes Problem wird hier jedoch völlig außer Acht gelassen: Die Bewertungen sind anonym und können daher nicht in einen persönlichen Kontext gesetzt werden. Denn eine Bewertung, die für einen Geschäftsreisenden relevant ist, kann für eine Familie völlig irrelevant sein. Diese Problematik hatte ich bereits vor einiger Zeit in meinem Artikel zur Zukunft der Bewertungsportale angemerkt. Derzeit wird eine einfache und dennoch äußerst effektive Möglichkeit des „in Kontext bringen“ von dem Privatunterkünfte Anbieter airbnb umgesetzt (siehe ausführlich dazu den Artikel von Thorsten Reich im Netzvitamine Blog). Mittels Facebook Connect werden hier die persönlichen Beziehungen zum Unterkunftsanbieter aufgezeigt. Warum kommuniziert HolidayCheck nicht in diese Richtung? Denn das ist meiner Meinung nach immer noch das wesentlich größere Problem der Bewertungsportale…