Über Google lässt sich bekanntlich gut bloggen. Daher nun meine Gedanken zur neuen „Killer App“ von Google: Google Now! Eigentlich nur indirekt zu Google Now. Das ist aber ein guter Aufhänger…und bevor ich daher gleich abschweife kurz dazu, was Google Now eigentlich ist. Also: Wir brauchen nicht mehr suchen. Mit Google Now finden die Informationen uns. Vom Suchen zum Finden also. Diese Phrase in Verbindung mit Google hört man ja eigentlich schon…immer? Egal. Jedenfalls ist das die Idee von Google Now. Einen guten Eindruck bekommt man auch in diesem Werbevideo zu Google Now
Outernet, here comes your Application!
Eigentlich ist Google Now die Contentseite des Google Glass Project. In Kombination die perfekte Vorbereitung auf ein Zeitalter omnipräsenter mobile Devices. Und damit ist Google Now für mich DIE Outernet Applikation schlechthin. Aber auch das ist eine andere Geschichte. Wichtiger ist: Alles läuft darauf hinaus, dass Google antizipieren möchte, welche Informationen wir zum jeweiligen Nutzungkontext benötigen. Responsive Webdesign also – nur anders…
Responsive Webdesign neu definieren
Responsive Webdesign ist ja ohnehin in aller Munde. Dabei geht es darum, dass sich Internetseiten an die jeweilige Bildschirmausgabegröße anpassen. Es wird derzeit viel darüber diskutiert, ob und wie so etwas am besten umzusetzen sei. Was dabei auffällt ist, dass die technischen Ansprüche an Internetseiten immer komplexer und umfassender werden. Auch konzeptionell ist das eine sehr große Herausforderung. Aber geht es wirklich „nur“ um Ausgabegrößen? Das greift eigentlich viel zu kurz. Ich denke, dass Responsive im Sinne von „antworten“ (respond) sich nicht nur auf Bildschirmgrößen beziehen sollte, bzw. dies in Zukunft nicht mehr nur tun wird. Durch mobile Endgeräte verändert sich der Nutzungskontext. Mal hat man viel Zeit (warten auf eine Bahn), mal wenig (man möchte die Bahn noch bekommen und muss wissen, wo sie genau abfährt). Mal werden umfangreiche Informationen benötigt, mal nur eine Telefonnummer, usw. Bezogen auf den Tourismus könnte man auch fragen: In welcher Phase der Customer Journey (Bingo!) befinde ich mich gerade? Durch die Verknüpfung vieler persönlicher Daten ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, welche von Google Now genutzt werden. Responsvie bedeutet also: Den Ort, die Zeit, das gesuchte Thema sowie das soziale Umfeld der Person zu berücksichtigen. Daraus ergibt sich die Antwort, der Response. Die Frage, die sich für mich dabei stellt ist: Steuern wir gerade auf Internetseiten zu, an die ganz andere Anforderungen gestellt werden? Weiter gefragt: Werden diese Anforderungen (technisch und inhaltlich) so komplex, dass nur Big-Player wie Google solche Anforderungen erfüllen können? Hinzu kommt, dass durch den Google Knowledge Graph die Relevanz klassischer Internetseiten abnimmt. Google versucht ja schon lange ein „Web im Web“ zu werden. Knowledge Graph zeigt aber auch, dass kuratierte Informationen immer wichtiger werden. Werden also touristische Anbieter (egal ob Destinationen, Hotels oder Mittler) zu Contentlieferanten der Großen?
Vom Egozentrismus zur Dezentrierung
Touristische Anbieter werden solch komplexe Anwendungen wie Google Now nicht nachbauen können. Bedeutet: Diese Dienste müssen mit Content gefüllt werden, damit der Nutzer qualitativ hochwertige Inhalte zur Destination, zum Hotel, usw. vorfindet. Unabhängig davon, in welcher Phase der Customer Journey er sich gerade befindet. Die Sortierung und Filterung nimmt dann Google Now vor. Als Contentlieferant brauche ich mir also keine Gedanken mehr machen, in welcher Situation sich der potenzielle Gast gerade befindet. Wir haben hier also eine Dezentralisierung und Auslagerung des Contents. Daneben bieten sich natürlich Möglichkeiten für Nischen. Also immer dann, wenn Informationen so speziell sind, dass große Systeme den Nutzungskontext nicht in der gleichen Form antizipieren können. Ein gutes Beispiel ist hier die Tram Sightseeing App.
Kontext, Kontext, Kontext
Die Frage stellt sich aber dennoch, wie man mit limitierten Ressourcen eine kontextuelle Bereitstellung von Informationen auf den eigenen Seiten erreichen kann, um so eine wirklich responsive Seite zu bekommen. Denn das wird ja irgendwann erwartet. Gewissermaßen ein Paradigmenwechsel: Nicht (nur) Content über Blogs, Facebook, etc. „rausdrücken“, sondern diesen dann bereitstellen, wenn er nachgefragt wird. Konkret meine ich dabei solche Konzepte, wie den Twitter Service der Bahn, den Hyatt Concierge oder auch die digitale Gästeinformation von Bad Hindelang. Alles Ansätze, um dem Gast digitale (ein Buzzword geht noch) Touchpoints anzubieten. Und so etwas lässt sich sicher noch ausbauen. Im Anschluss braucht man sich dann nicht mehr primär darum zu kümmern, welche Contentstrategie verfolgt wird. Es geht dann vielmehr darum zu kommunizieren, dass es diese Anlaufstellen überhaupt gibt, damit sie genutzt werden. Und es braucht natürlich eine entsprechendes Konzept, damit man schnell an die nachgefragten Informationen gelangt. Eine responsive Contentstrategie also, wenn man so will…
Schöner Artikel und Dave Chaffey lieferte am selben Tag noch eine nette Ergänzung ;)! http://www.smartinsights.com/marketplace-analysis/customer-analysis/context-is/
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